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Das Allgäu: Mehr als Neuschwanstein

Das Allgäu ist international vor allem für sein fotogenes Märchenschloss bekannt. Und ja, Neuschwanstein ist definitiv ein schönes Ausflugsziel, aber eben nur einer von vielen sehenswerten Orten in dieser Region. Wer länger im Allgäu ist und Lust auf mehr hat, für den ist dieser Blogbeitrag hoffentlich genau das Richtige.

Allgäu, das sind Schlösser und Burgruinen, Seen, malerische kleine Städte und natürlich Berge. Typischerweise sanfte, grüne Hügel. Praktische Ausgangspunkte für Ausflüge in die Umgebung sind die beiden Städte Füssen im Ostallgäu und das etwas weiter westlich gelegene Kempten. Ich war an verschiedenen Tagen, häufig als Ausflug ab Augsburg und jeweils in ganz unterschiedlichen Konstellationen im Allgäu unterwegs. Daraus ist die folgende Ideensammlung als kleine Inspiration entstanden.

Füssen...

Bevor es ans Wandern in die Umgebung geht, lohnt sich ein Bummel durch die Stadt selbst mit ihren pittoresken Gassen und bunten Häusern. Über allem thront das spätgotische Hohe Schloss, architektonisch ein Hingucker und auch die Malereien und Ausstellungen im Inneren locken Kunstfreunde. Eine der meist fotografierten Straßen mit Blick aufs Schloss ist die Reichenstraße. Achte auf die Malereien an den Fassaden und schau in Cafés oder Läden vorbei. Außerdem gibt es zwei Kloster (Franziskaner und Benediktiner) sowie ein Stadtmuseum. Interessant: Füssen existierte bereits zu Zeiten der Römer. Wer Lust auf etwas mehr Historie hat, kann sich einer der verschiedenen Stadtführungen anschließen.

Fußgängerzone mit Menschen im Gegenlicht und bunten mehrstöckigen Häusern auf der rechten und linken Seite. Mittig im Hintergrund sieht man einen Berg. Foto: Lisa Freudlsperger
Die Innenstadt von Füssen ist mit ihren bunten Häuserfassaden und dem Schloss sehr fotogen.
Der Lechfall führt den Fluss in Stufen nach unten, daneben steht ein kleines Holzhäuschen und im Hintergrund sieht man die Berge. Foto: Lisa Freudlsperger
Der Lechfall ist nur einen kleinen Spaziergang, rund 20 Minuten, vom Zentrum Füssens entfernt.

... und Umgebung

Ein Weg voller Highlights, auf dem man ab Füssen einfach zu Fuß loslaufen kann, ist die Wanderung über den Kalvarienberg und den Schwansee mit Blick auf Neuschwanstein in der Ferne über das Königssträßchen zum Walderlebniszentrum Ziegelwies. Nach dem wunderschönen Baumwipfelpfad (Eintrittspreis lohnt sich!) geht es dann über den spektakulären Lechfall zurück in die Altstadt. Dieser Wander-Spaziergang dauert etwa drei bis vier Stunden – je nachdem, wie viele Fotos man knipst oder Pausen man einlegt auch länger. Der Weg ist insgesamt 9 km lang und es gilt 350 Höhenmeter zu überwinden. Eine technisch und körperlich leichte Wanderung, auf der alle Stationen echte Highlights für sich sind. Grandiose Mischung aus Natur und Fernblicken!

Das Schloss Neuschwanstein ist weltberühmt – und entsprechend viel ist hier auch los. Trotzdem muss man sich keiner Tour anschließen, sondern kann den Besuch gut auf eigene Faust planen. Wichtig ist nur: Wer das Innere des Schlosses besichtigen möchte, kauft am besten vorab online schon das Ticket für den jeweiligen Tag und eine bestimme Uhrzeit. Genau wie das Schloss Herrenchiemsee konnte Ludwig II auch Schloss Neuschwanstein nie fertigstellen, weshalb es nur ein paar ausgewählte Räume zu besichtigen gibt. Spektakulär und bis ins kleinste Detail verziert sind sie absolut sehenswert. Speziell der Thron- und der Sängersaal. Leider sind die Führungen mittlerweile (Januar 2025) relativ kurz gehalten und die Gruppen tendenziell groß – speziell bei den reinen Audio-Führungen. Darauf sollte man sich gedanklich einstellen und für sich abwägen.

Den typischen Postkartenblick aufs Schloss bietet die Marienbrücke über der Pöllatschlucht. Diese erreicht man in rund 15 Minuten gut zu Fuß, allerdings wird sie aus Sicherheitsgründen bei Schnee und Eis gesperrt. Schilder entlang des Weges informieren darüber. Kostenpflichtige Parkplätze gibt es am Schloss Hohenschwangau – in dem übrigens Ludwigs Eltern lebten. Von dort kommt man auch am wunderschönen Alpsee vorbei, den du auf jeden Fall – zumindest kurz – besuchen solltest. Linker Hand erreichst du nach rund 1 km einen Aussichtspunkt direkt am Seeufer, von dem du beide Schlösser und ihre Spiegelung sehen kannst. Ein lohnenswerter Abstecher! Wer mehr Zeit mitbringt, kann den Alpsee in etwa 2 Stunden auch komplett umrunden. Ohne Auto kommst du mit dem Bus ab Füssen hierher. Die Busse bringen Fahrgäste in circa 8 Minuten Fahrzeit über 5 Haltestellen bis „Neuschwanstein Castles, Schwangau“. Die Abfahrtzeiten kannst du auf der Webseite der DB oder in der App prüfen.

Blick über den Schwansee in Richtung Schloss Neuschwanstein. Foto: Lisa Freudlsperger
Blick über den Schwansee in Richtung Schloss Neuschwanstein.
Eine Wasserfläche mit zahlreichen Seerosenblätern im Sonnenschein. Foto: Lisa Freudlsperger
Der Seerosen-Teich im Schwanseepark liegt nur wenige Meter vom See entfernt.
Blick über erhöhten Holzweg in Richtung Berge und Wald Foto: Lisa Freudlsperger
Im Walderlebniszentrum Ziegelwies spaziert man auf erhöhten Wegen mit Blick auf Lech und Berge.
Blick auf weißes Schloss mit blaugrauem Dach und Türmchen umgeben von Bergen und Wald. Foto: Lisa Freudlsperger
Schloss Neuschwanstein. Fotografiert von der Marienbrücke.
Burgruinen, es sind Wände und Fenster erkennbar Foto: Lisa Freudlsperger
Die Burgruinen Eisenberg und Hohenfreyberg sind frei zugänglich.
Burgruine Hohenfreyberg von der Ruine Eisenberg gesehen Foto: Lisa Freudlsperger
Blick von der Burgruine Eisenberg auf die Türme von Hohenfreyberg

Von Schlössern zu Burgen oder besser gesagt: Burgruinen. Wirklich beeindruckend sind die Burgruinen Hohenfreyberg und Eisenberg, die man am besten mit dem Auto ansteuert, dann aber in einer kleinen Wanderung miteinander verbinden kann. Sie sind frei zugänglich und bieten einen grandiosen Panoramablick. Gut verbinden lässt sich die Burgwanderung mit einem Abstecher zum Forggen- oder Bannwaldsee am Nachmittag, bevor es zurück nach Füssen geht.

Eine letzte besonders schöne Wanderung, die nicht in dieser Sammlung fehlen darf, ist die Zirmgrat-Runde nahe Füssen. Der Startpunkt der Wanderung ist in Oberkirch, direkt am Weißensee, wo man je nach Jahres- und Uhrzeit anschließend noch direkt schwimmen kann. Man läuft von dort über die Burgruine Falkenstein mit gleichnamigem Hotel und über das Zirmgrat bis zum spektakulären Aussichtspunkt Vierseenblick (der Name ist Programm!), danach über die Salober Alm (einkehren mit tollem Ausblick) und den Alatsee zurück zum Weißensee und am Ufer entlang bis nach Oberkirch. Die Tour ist mittelschwer und über 15 km sind fast 700 Höhenmeter zu bewältigen. Je nach Pausenfrequenz dauert das etwa 5 bis 6 Stunden, ist aber bei normaler Fitness auf jeden Fall machbar und sehr zu empfehlen.

Wildblumen mit Bergpanorama im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Ausblick nahe Falkenstein
Blick auf See in den Bergen mit Nadelbäumen im Gegenlicht Foto: Lisa Freudlsperger
Der Vier-Seen-Blick: ein perfekter Pausenspot
Person schwimmt in Bergsee Foto: Lisa Freudlsperger
Erfrischung im Alatsee zum Abschluss der Wanderung.

Kempten...

Von Kempten nach Füssen braucht man mit dem Auto eine gute halbe Stunde, theoretisch sind also eigentlich alle bisher genannten und im Folgenden noch erwähnten Ziele gut von beiden Städten aus zu erreichen. In Kempten nimmst du dir am besten auch einen halben Tag und ein paar Abende Zeit für die Stadt. Es gibt mehrere Museen, die prunkvolle Residenz und einen kostenlosen Stadtrundgang kann man ganz einfach per App namens Lauschtour machen.

... und Umgebung

Wasserfälle im Wald Foto: Lisa Freudlsperger
Den besten Blick auf beide Buchenegger Wasserfälle hast du von oben vom Weg aus.
Blick auf die Buchenegger Wasserfälle mit Steinen im Vordergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Die letzten Meter direkt ans Wasser führen über Steine und Felsen.

Südlich von Kempten befinden sich die Buchenegger Wasserfälle. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, kann hier den Zug bis zum Bahnhof Oberstaufen nehmen und sich von dort direkt auf den Weg machen. Die Wasserfälle sind ein beliebtes Ausflugsziel, bei schönem Wetter und am Wochenende sind hier viele Wanderer unterwegs. Der Vorteil: Man findet den Weg direkt. Ab Oberstaufen bietet sich ein circa vierstündiger Rundweg an, der teils auf Straßen, teils auf Wald- und Wanderwegen verläuft. Die Runde ab Oberstaufen geht über Bad Rain und Buchenegg, dort nach unten zu den Wasserfällen. Umgeben sind sie von dichtem „Urwald“. Anschließend bieten sich beim Spazieren über Steibis und den Ortsteil Weißach schöne Ausblicke in die Umgebung.

Zwei echte Highlights im Sommer waren für mich außerdem die Wanderung am Hinterstein ab Bad Hindelang, die du am besten mit dem Auto erreichst. Die Hintersteiner Panoramarunde ist eine schöne und relativ entspannte Option, die Wasserfälle, Felsen und wunderschöne Fernblicke mit wenig Anstrengung verbindet. Eine deutlich längere aber landschaftlich spektakuläre und gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichende Wanderung startet am Bahnhof in Oberstdorf. Die Tour führt – optional über den Christlessee – zum Hölltobel und ins autofreie Bergbauerndorf Gerstruben, wo wir sehr leckere Knödel gespeist haben, anschließend teils an der Ache zurück nach Oberstdorf. Früh starten lohnt sich, da es mit 15 km doch eine etwas längere Tour ist, im Verhältnis zur Strecke sind es allerdings wenige Höhenmeter. Lediglich der Anstieg nach Gerstruben und zum Hölltobel ist relativ steil, die Wege verlaufen aber durch den Wald – also größtenteils im Schatten.

Felsen und Wald Foto: Lisa Freudlsperger
Aufstieg zum Wildfräuleinstein, danach geht es eher flach dahin.
Eine Holzleiter am Fels mit Blick auf die Berge Foto: Lisa Freudlsperger
Um die Höhlen am Wildfräuleinstein rankt sich die ein oder andere Sage.
Dünner Wasserfall auf hellem rötlichem Stein mit Brücke
Wasserfall am Wegesrand
Türkisblauer Bergsee mit bewaldetem Berg im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Der fast türkise Christlessee ist den Abstecher vorm Aufstieg wert.
Wasserfall mit Regenbogen vor Fels Foto: Lisa Freudlsperger
Wasserfall trifft Regenbogen im Hölltobel
Blick auf Berge und Almwiesen mit Holzhaus auf der linken Seite Foto: Lisa Freudlsperger
Fast angekommen im Bergbauerndorf Gerstruben

Im Winter eine wirklich schöne Option sind geführte Schneeschuhtouren im Allgäu. Wir haben uns 2019 für eine Tour oberhalb des Großen Alpsees bei Immenstadt entschieden. Die Ausrüstung wurde gestellt und erklärt, die Aussichten auf die verschneite Landschaft waren wirklich einmalig. Aber Achtung: Durch den Schnee stapfen ist anstrengend. Mach dich also vorab schlau, wie lange die Tour dauert und für welche Kondition sie sich eignet.

Und zum Abschluss noch eine Idee für eine Seilbahnfahrt. Eine – auch bei Einheimischen beliebte – Möglichkeit ist die Seilbahn zum Nebelhorn. Wer schwindelfrei und mit Wanderschuhen unterwegs ist, kann von der Bergstation anschließend über den Grat wandern. Für alle, denen nicht so wohl ist beim Blick nach unten bietet sich der rund 100 m lange Nordwandsteig an.

Blick auf verschneite Berge und See Foto: Lisa Freudlsperger
Blick zurück in Richtung Tal bei der Schneeschuhtour
Weg im Schnee mit Berg im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Teile des Weges sind relativ einfach, andere führen durch den Wald und sind deutlich schmaler.

Fazit

Das Allgäu erfüllt Klischees auf charmante Weise, die Kühe sind außerordentlich hübsch und das Essen schmeckt sehr lecker. Außerdem lassen sich hier Kultur und Natur ganz entspannt für ein paar Tage verbinden. Über Tipps für weitere Erkundungen und Feedback zu dieser kleinen Sammlung freue ich mich.

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