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Berlin: Das Starterset

Berlin ist anders als der Rest von Deutschland. Manche lieben es, manche hassen es. Der Hype ist vorbei – oder vielleicht doch nicht? Ich hoffe noch lange nicht, denn Berlin bietet einen ganz besonderen Mix aus Historie, Gegenwart und Zukunft. Und das für in- und ausländische Touristen.

Die Bundeshauptstadt gibt deutlich mehr her als einen Artikel und deshalb habe ich hier einmal filetiert: in diesen ersten Artikel für Berlin-Neulinge, der sozusagen das Starterset für vier Tage bietet und in einen zweiten Teil für alle, die schon mal da waren, länger bleiben, vielleicht sogar hier wohnen oder einfach neugierig sind, was sie sonst noch unternehmen können. Der nennt sich Berlin für Fortgeschrittene.

Ankommen und rumkommen

Es gibt je nach Präferenzen und Entfernung verschiedene Optionen nach Berlin anzureisen. Ich würde ja immer Bus oder Bahn empfehlen. Der Busbahnhof liegt direkt an der Ringbahn, vom Hauptbahnhof sieht man sogar auf die Kuppel des Bundestags. Und auch innerhalb der Hauptstadt und für Ausflüge ins nähere Umland eignen sich die öffentlichen Verkehrsmittel, also S-Bahn, U-Bahn, Tram und Bus wunderbar.

Vier Tage in der Hauptstadt

  • Alexanderplatz und Fernsehturm
  • Nikolaiviertel
  • DDR Museum
  • Potsdamer Platz
  • Reichstagskuppel
  • Holocaust-Mahnmal
  • Brandenburger Tor
  • Gendarmenmarkt
  • Humboldt-Universität
  • Berliner Dom
  • Stadtschloss
  • Gedächtniskirche
  • Oberbaumbrücke
  • East Side Gallery
  • Hackescher Markt
  • Blindenwerkstatt Otto Weidt
Die Berliner U-Bahn und Busse fahren am Wochenende auch noch spät. Foto: Lisa Freudlsperger

Tag 1: Historisches

Am ersten Tag starten wir doch mal untypisch am Alexanderplatz. Hier gibt es zwei gute Optionen, sich einen Überblick zu verschaffen: den Fernsehturm oder die Dachterrasse des Park Inn Hotel by Raddisson, zweiteres ist deutlich günstiger und bietet einen tollen Weitblick inklusive dem ikonischen Fernsehturm. Wieder unten ist ein beliebtes Fotomotiv die Weltzeituhr, die seit 1969 die Zeitzonen der Erde zeigt. Ebenfalls sehenswert sind das Rote Rathaus und der Neptunbrunnen. Vor Weihnachten verwandelt sich hier alles in einen großen Weihnachtsmarkt. Unauffällig aber interessant ist das wenige hundert Meter entfernte Nikolaiviertel. Es ist ein kleiner, aber theoretisch der älteste Stadtteil, also gewissermaßen der Ursprung Berlins. Die Häuser sind Nachbauten der im Krieg zerstörten Gebäude, aber ihre Optik ist wie ursprünglich. Rund um die Nikolaikirche zeigt Berlin hier ein fast dörfliches, kleinstädtisches Gesicht. Beim Schlendern entlang der Spree bieten sich schöne Aussichten und man läuft direkt auf ein weiteres Highlight der Stadt zu: das DDR Museum. Sehr interaktiv gestaltet und wirklich unterhaltsam und eindrücklich wird hier das Leben und der Alltag in der DDR gezeigt. Praktischerweise öffnet das Museum jeden Tag von 9 bis 21 Uhr. Um den ersten Tag ausklingen zu lassen empfehle ich einen Abstecher auf ein Bier und Abendessen in Kreuzberg oder zum Potsdamer Platz, um die Hochhäuser und das Sony Center (seit 2023 Center am Potsdamer Platz) beleuchtet zu sehen. Wer früher dran ist, kann sich nahe des Potsdamer Platzes ein Stück der Mauer im Originalzustand ansehen und dort direkt auch das kostenlose Museum Topographie des Terrors besichtigen. Fast ums Eck befindet sich auch der berühmte Checkpoint Charlie. Nicht enttäuscht sein: Er ist meiner Meinung nach relativ unspektakulär, aber die Geschichte dahinter natürlich trotzdem interessant und wichtig.

Das kleine Nikolaiviertel ist der eigentliche Ursprung Berlins. Foto: Lisa Freudlsperger
Das kleine Nikolaiviertel ist der eigentliche Ursprung Berlins.
Die Weltzeituhr und der Berliner Fernsehturm zur Dämmerung. Foto: Lisa Freudlsperger
Die Weltzeituhr und der Berliner Fernsehturm zur Dämmerung.

Tag 2: Berliner Klassiker

Der zweite Tag ist den typischen Sehenswürdigkeiten gewidmet. Ein perfekter Start ist die Besichtigung der Reichstagskuppel. Das ist kostenlos möglich, architektonisch cool und inhaltlich eine spannende Mischung aus Informationen über deutsche Politik und die wichtigsten Orte, auf die man von hier eine super Aussicht hat. Verpackt in einen Audio Guide, den du am Eingang bekommst. Wichtig: da hier die höchsten Politiker ein und aus gehen, ist es nötig, sich rechtzeitig für ein Zeitfenster anzumelden und die Namen und Daten aller Besucher:innen anzugeben. All das geschieht ganz unkompliziert online und ist die kleine Mühe unbedingt wert! Vom Reichstag spazierst du anschließend zum Holocaust-Mahnmal, das du am besten erst einmal auf dich wirken lässt und dazu zwischen den Zementblöcken nach unten gehst. In der Mitte sind die Blöcke bis zu 3,5 m hoch, ein beklemmendes Gefühl, ein Ort zum Nachdenken. Wer mehr erfahren möchte, findet hier auch ein Museum.

Glaskonstruktion im Inneren der Reichstagskuppel. Foto: Lisa Freudlsperger
Im Inneren der Reichstagskuppel
Ausblick auf das Brandenburger Tor Foto: Lisa Freudlsperger

Der nächste Stopp ist das Brandenburger Tor, dann am Hotel Adlon vorbei – wo das berühmte Foto entstand, auf dem Michael Jackson seinen Sohn aus dem Fenster hielt. Weiter zum Gendarmenmarkt. Dort zeigen der Deutsche und Französische Dom sowie das Konzerthaus ein eleganteres Gesicht von Berlin. Die beiden Kirchen wurden erst in den 1980ern fertiggestellt, nachdem sie im zweiten Weltkrieg zerstört worden waren. Die beiden Statuen allerdings sind auffallend dunkler: sie sind die Originale. Über die Oper kommt man dann zur Humboldt-Universität. Hier auf dem Bebelplatz erinnert ein Mahnmal an die Verbrennung von Büchern durch das NS-Regime. Ein Fenster im Boden gibt den Blick frei auf leere Regale, die theoretisch Platz für 20.000 Bücher bieten würden. Genau so viele waren es, die auf diesem Platz verbrannt wurden. Von der Universität aus geht es dann geradeaus auf den Fernsehturm zu. Zwischendurch darf aber ein Stopp am Berliner Dom, einer eindrucksvollen protestantischen Kirche mit riesiger Kuppel, nicht fehlen. Relativ neu und ebenfalls sehr zu empfehlen ist ein Besuch im Stadtschloss. Einige der Ausstellungen sind komplett kostenlos und die Mischung aus Alt und Neu in der Fassade des Gebäudes sollte man sich auch mal angesehen haben. Vom Alexanderplatz aus fährst du anschließend zurück in den ehemaligen Westen der Stadt und zwar zum Bahnhof Zoo. Interessant sind hier die Gedächtniskirche und die neue Mall of Berlin mit Blick auf eines der Zoogehege. Um den langen Tag ausklingen zu lassen und vielleicht noch einen Blick auf den Sonnenuntergang zu erhaschen bietet sich die Rooftop-Bar des 25 Hour Hotels an.

Das Brandenburger Tor bei Nacht. Foto: Lisa Freudlsperger
Das Brandenburger Tor bei Nacht.
Der Berliner Dom in Berlin, Fernsehturm im Hintergrund. Foto: Lisa Freudlsperger
Der Berliner Dom mit Fernsehturm im Hintergrund.
Der Gendarmenmarkt bei Nacht. Foto: Lisa Freudlsperger
Gendarmenmarkt bei Nacht.
Neptunbrunnen und Rotes Rathaus aus der Nähe. Foto: Lisa Freudlsperger
Neptunbrunnen und Rotes Rathaus aus der Nähe.
Zwischen den Betonblöcken des Holocaust-Mahnmals in Berlin. Foto: Lisa Freudlsperger
Zwischen den Betonblöcken des Holocaust-Mahnmals.
Die Gedächtniskirche in Berlin. Foto: Lisa Freudlsperger
Die Gedächtniskirche

Tag 3: Der Osten

Am dritten Tag folgt der Osten, beginnend am U-Bahnhof Warschauer Straße. Von hier aus immer geradeaus nach unten zur Oberbaumbrücke, die Kreuzberg und Friedrichshain, ehemals West und Ost verbindet und die tolle Ausblicke bietet – Richtung Fernsehturm auf der einen, in Richtung Molecule Man auf der anderen Seite. Auch die Brücke selbst ist sehr fotogen. Ein deutlich beliebteres Motiv und zweiter Stopp aber ist die East Side Gallery. Das wohl berühmteste der noch erhaltenen Mauerstücke. Hier haben sich Künstler aus aller Welt in ihren Abschnitten jeweils verewigt und auch ihre Namen hinterlassen. Fans von Graffiti und Street Art finden auch auf der anderen Seite der Spree einige große Pieces bekannter Künstler:innen. Ein Streifzug lohnt sich. Am Nachmittag dann ab zum Hackescher Markt, hier lässt sich gut essen, etwas trinken und ein ganz besonderer Hinterhof entdecken. An seinem Beispiel bekommst du einen Eindruck davon, wie Ostberlin aussah, bald nachdem die Mauer gefallen war und viele Kreative und Studierende sich in die günstigen „neuen“ Stadtteile begaben. Der gesamte Innenhof ist voller Street Art. Ein wirklich besonderes Museum und guter Anhaltspunkt, den Innenhof zu finden ist die Blindenwerkstatt Otto Weidt. Das kostenlose Museum erzählt ein Stück deutsche Geschichte. Die schöne und tragische Geschichte, wie Otto Weidt in der NS-Zeit seinen jüdischen Mitarbeitenden half, sich zu verstecken und so den Holocaust zu überleben. Einige Einzelschicksale werden beleuchtet und die kleine Ausstellung ist wirklich liebevoll gestaltet und absolut sehenswert.

Elemente der Oberbaumbrücke und Molecule Men im Hintergrund. Foto: Lisa Freudlsperger
Elemente der Oberbaumbrücke und Molecule Men im Hintergrund.
Der bunte Innenhof direkt vorm Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt. Foto: Lisa Freudlsperger
Bunter Innenhof direkt vorm Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt.

Tag 4: Flohmarkt, Kulturprogramm, beides?

Ist der vierte Tag ein Sonntag? Dann ab auf einen der vielen Flohmärkte! Am Boxhagener Platz zum Beispiel oder vor dem Rathaus Schöneberg. Und natürlich im Mauerpark: Dort gibt es nicht nur Trödel sondern auch viele Stände verschiedener Künstler und Bastler, Essen und natürlich Musik. Im Sommer auch das berühmte Karaoke singen hier im Park. Spielt das Wetter nicht so mit und hast du noch Lust und Platz im Kopf für mehr Input? Dann kann ich das Museum für Naturkunde empfehlen, die Dinosaurierskelette sind grandios, ebenso die riesige Sammlung an konservierten Fischen und Meerestieren. Bisschen gruselig aber durchaus ästhetisch – im Stile Harry Potter. Das Humboldt-Forum im neuen Stadtschloss ist ebenfalls einen Besuch wert, die große ethnologische Sammlung kann zum Beispiel kostenlos besichtigt werden und ist wirklich beeindruckend. Wer sich noch mehr mit jüdischem Leben in der Hauptstadt beschäftigen möchte kann die Neue Synagoge in der Oranienburgerstraße besichtigen, das Jüdische Museum in Berlin Mitte oder – etwas unkonventioneller – den jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee. Außerdem ist die Museumsinsel natürlich interessant, wobei das berühmte Pergamonmuseum leider ab Ende 2023 für mehrere Jahre geschlossen bleibt. Ein alternativer schöner Ausklang in dieser Ecke der Stadt kann auch eine Bootsfahrt auf der Spree sein.

Eine der jüngsten Sehenswürdigkeiten in Berlin Mitte ist das Stadtschloss. Foto: Lisa Freudlsperger
Eine der jüngsten Sehenswürdigkeiten in Berlin Mitte ist das Stadtschloss.
Die goldene Kuppel der Neuen Synagoge entdeckt man bereits aus der Ferne. Foto: Lisa Freudlsperger
Die goldene Kuppel der Neuen Synagoge entdeckt man bereits aus der Ferne.
Blick über den Berliner Mauerpark an einem wolkigen Nachmittag im Sommer. Foto: Lisa Freudlsperger
Blick über den Berliner Mauerpark an einem wolkigen Nachmittag im Sommer.

Fazit

Berlin ist immer einen Besuch wert und vereint auf ganz einmalige Weise große historische Ereignisse. Es ist eine echte Metropole mit großem Kulturprogramm und bietet für jeden erwas, egal ob Familien, Paare, Partygänger. Diese Vielfalt lässt den Berlin-Hype für mich immer anhalten. Aber mach dir selbst ein Bild und komm am besten auch immer mal wieder. Berlin bleibt einfach spannend!

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