Mérida ist nicht Cancún. Eher das komplette Gegenteil und genau deshalb hat es mir persönlich so gut gefallen. Die bunte Kolonialstadt liegt nicht direkt am Meer und die Küche ist eher herzhaft als maritim. Das macht Mérida aber keinesfalls zur zweiten Wahl bei einer Reise auf die Yucatan-Halbinsel.
Mérida bietet eine abwechslungsreiche Auswahl an Sehenswertem und eignet sich wunderbar als Basis für Erkundungen ins Umland. Ich persönlich finde die Stadt auch einen ziemlich guten Einstieg für Mexiko-Reisende. Sie bietet einen perfekten Mix aus viel Kultur, Farben, Musik, gutem Essen, archäologischen Stätten und Naturerlebnisse. Dafür am besten sieben bis acht Tage einplanen.
Ankommen und rumkommen
Unser Weg nach Mérida führte über den neuen Flughafen in Mexiko-Stadt. Der Flug dauert etwa zwei Stunden und kostete (Stand 2022) rund 60 Euro pro Person mit Handgepäck. Wer lieber auf dem Landweg unterwegs sein möchte, der plant die Anreise am besten ab Cancún ein oder alternativ mit viel Zeit oder einigen Zwischenstopps auf dem Weg ab Mexiko-Stadt. Als Stopps bieten sich zum Beispiel Puebla, Veracruz oder Campeche an. Mit dem Bus kommt man bis direkt in die Stadt, vom Flughafen aus kann man sich kostengünstig einen Uber bestellen.
Altstadt und Sehenswertes in Mérida lassen sich sehr gut zu Fuß erkunden, lediglich das Maya-Museum liegt etwas außerhalb. Für Erkundungen ins Umland sind Touren eine gute Option. Alternativ kann man ein Mietauto oder einen Fahrer buchen – speziell als kleine Gruppe von drei oder vier Personen. Wer möglichst sein eigenes Programm zusammenstellen möchte und die Kosten mit den Mitfahrer:innen teilen kann, für den oder die lohnt es sich, einen Fahrer zu engagieren, der eventuell auch Tipps und Ideen einbringt für besonders schöne Strände, Cenotes oder Restaurants.
Die Highlights der Kolonialstadt
Um Mérida kennenzulernen reichen theoretisch zwei Tage. Nach Erkundungen ins Umland aber bietet es sich auch immer noch an, eine Runde durch die Straßen der bunten Stadt zu ziehen, Bars und Restaurants auszuprobieren, dabei die Ohren offen zu halten. Auch abends ist hier noch einiges los und die Stadt ist sehr sicher – die „sicherste Stadt in ganz Mexiko“ wie wir (fast) jeden Tag vor Ort hörten. Für einen ersten Überblick würde ich empfehlen, ganz klassisch mit einer Free Walking Tour zu starten. Sie finden auf Spanisch und Englisch statt, der Treffpunkt ist an den beiden überdimensionalen weißen Stühlen im Parque de Santa Lucia, einer kleinen Grünanlage. Je nach Route der Tour, kann anschließend ein Spaziergang entlang des Paseo de Montejo eine gute Idee sein. Von den Kolonialherren als Prachtstraße angelegt, befinden sich hier rechts und links einige ziemlich ansehnliche Gebäude, außerdem hübsche Läden und Cafés. Gut für eine kurze Pause und etwas zu trinken. Pausen und ausreichend Flüssigkeit solltest du bei der Temperatur und Luftfeuchtigkeit hier generell immer einplanen.
Im Stadtzentrum gibt es praktischerweise mehrere interessante und schattenspendende Gebäude, die man kostenlos besichtigen kann: Das Casa de Montejo aus dem 16. Jahrhundert sticht direkt durch seine auffällige Fassade bereits ins Auge. Im Palacio Municipal (rosa) und Palacio del Gobierno (grün) gibt es Architektur und interessante Wandgemälde zu bestaunen. Ebenfalls ganz in der Nähe des schönen Plaza Grande befindet sich der Markt für Kunsthandwerk, Mercado de Artesania. Das kann auch eine schöne Nachmittagsbesichtigung sein, nachdem du den Vormittag zum Beispiel im Museo del Gran Mundo Maya verbracht hast. Das moderne Museum liegt etwa 12 km außerhalb des Zentrums. Deshalb und aufgrund der insgesamt sechs Ausstellungen ist es eine gute Idee, einen halben Tag dafür einzuplanen. Geöffnet ist das Museum von 9 bis 17 Uhr, außer dienstags. Führungen gibt es meist am Wochenende und auch auf Englisch.
Essen und Events a la Yucateca
Wer tagsüber Ausflüge macht, kann abends trotzdem noch etwas vom Kulturprogramm in der Stadt mitnehmen. Das beginnt hier praktischerweise oft recht spät. Nur ist es wichtig, immer genau auf die Wochentage zu achten: Am spektakulärsten geht es am Montagabend ab 21 Uhr zu. Dann findet die Vaquería Yucateca, eine Tanzshow auf dem Plaza Grande statt, genauer gesagt vor dem rosafarbenen Rathaus (Palacio Municipal). Sie ist unter freiem Himmel, kostenlos und wirklich sehenswert! Also auf keinen Fall verpassen, wenn du an einem Montag in Mérida bist. Komm´ auf jeden Fall etwas früher, um eine gute Sicht auf das Spektakel zu haben. Die Paare tanzen in traditioneller Kleidung und erzählen die Geschichte der Vaquería in mehreren Teilen, begleitet von einer Liveband. Es macht richtig Spaß zuzusehen und Fotos zu knipsen – und das fühlt sich gar nicht so touristisch an, da auch viele Einheimische sich die Tanzshow ansehen. Am Freitagabend um 20 Uhr findet ein Videomapping an der Kathedrale statt, das wir leider nicht gesehen haben. Dafür eher zufällig entdeckt haben wir das Museo de la Canción Yucateca. Gegen ein kleines Eintrittsgeld konnten wir die Räume besichtigen und dem Abendkonzert im Innenhof lauschen. Das war wirklich beeindruckend. Also auch hier lohnt es sich vorab das Programm zu checken und an einem Abend vorbeizuschauen, um die traditionelle Musik des Bundesstaates mitzuerleben.
Auch essen lässt sich in Mérida wunderbar und überraschend deftig. Zwei besonders empfehlenswerte Restaurants waren das Museo de la Gastronomía Yucateca und das Chaya Maya. Auch für Vegetarier geeignet und sehr lecker sind hier die Chaya Cremesuppe (Crema de Chaya) oder auch das Gericht Brazo de Reina Yucateco. Weitere typische, aber nicht-vegetarische Gerichte Yucatans sind Sopa de Lima, Cochinita Pibil (Schweinefleisch), Pescado a la Tikinxic (Fischgericht), Ceviche de Pescado (Fisch) oder Camaron (Shrimps). Schöne Lokale zum Frühstücken und Abend essen finden sich auch rund um den Parque Santa Lucia. Apoala Mexican Cuisine fand ich richtig gut. Und ansonsten: einfach die Augen aufhalten beim Schlendern, ruhig auch auf dem Markt essen und neue Läden entdecken.Was übrigens auf keinen Fall fehlen darf bei einem Aufenthalt in Mérida ist eine herzhafte Süßigkeit: die Marquesita. Sieht ein bisschen aus wie ein gerollter, aber harter Crepe mit süßer Füllung. Typischerweise ist das Schokolade und – Achtung! – Streukäse darüber. Klingt beim ersten Hören etwas gewöhnungsbedürftig, ist aber richtig lecker und überall auf der Straße an einem der Essenswagen zu kaufen.
Ideen für Ausflüge
Auf Wochentage achten solltest du auch bei Ausflügen ins Umland. Im Zweifelsfall lohnt es sich sogar bei gebuchten Touren mit Agenturen nochmal nachzuhaken, ob alle Sehenswürdigkeiten am jeweiligen Tag öffnen. Meine erprobten Ausflugsoptionen für vier bis fünf Tage sind:
Deutlich weniger bekannt und weniger voll als Chichén Itzá, aber nicht minder eindrucksvoll fand ich Uxmal. Dort warten spannende Geschichten, schöne Fotospots und ein cooles Echo. Uxmal liegt circa eine Stunde Fahrzeit von Mérida entfernt. Vor Ort bieten Guides ihre Dienste an – auf Spanisch und Englisch. Immer ein bisschen Glückssache, aber wir waren sehr zufrieden und haben viel erfahren, um diesen Ort besser zu verstehen. Nach der Tour durch die Gebäude und dem Blick auf einige Details hatten wir noch ausreichend Zeit, den Rest des Geländes zu Fuß zu erkunden. Wer auf eigene Faust unterwegs ist, plant hier am besten mit Führung rund vier Stunden ein. Auf dem Weg nach Uxmal kann man am kleinen Cenote, einer Unterwasserhöhle, namens Kankirixché anhalten und im angenehm kühlen Wasser schwimmen. Auf dem Rückweg bietet sich ein Stopp im Open-Air-Schokoladen-Museum an. Neben Kakaobohnen und interessant aufbereiteten Inhalten gibt es eine Art Pflanzenlehrpfad zu sehen, gerettete Tiere und kleinere Showeinlagen im Freien. An einer der Stationen auf dem Rundweg gibt es echte und entsprechend bittere Trinkschokolade zu probieren Ich persönlich finde das Museum ist kein Muss, aber wirklich liebevoll gestaltet und schön, wie hier die Geschichte der Schokolade unter freiem Himmel erzählt wird.
Ein weiteres Highlight war der Ausflug zu Las Coloradas, die sich angeblich im März und August im intensivsten Pink zeigen. Wir waren im April und zufrieden mit dem Farbton, allerdings war dieser durchaus spannende „Insta-Spot“ nicht das Highlight des Tages, sondern der Ort Rio Lagartos selbst und die Bootsfahrt dort. Las Coloradas ist ein Ort, der im Wesentlichen der Salzgewinnung dient und die Bakterien, die hier am Arbeiten sind, lassen das Wasser in den abgegrenzten Bereichen pink erscheinen. Das sieht wirklich cool aus und eignet sich speziell in Verbindung mit den weißen Salzhügeln und dem blauen Himmel als wunderbares Fotomotiv, allerdings ist der Teil des Weges am Wasser entlang relativ überschaubar. Wenn man keine weiteren Aktivitäten vor Ort bucht, sieht man nicht mehr als diesen Teil des Weges und der Eintritt dafür nicht gerade wenig. Viele Tagestouren stoppen als nächstes am Meer, genauer am Playa Cancunito. Wunderschön türkisfarbenes Wasser, karibisch warm und sehr naturbelassen. Der Weg zum Strand führt auf einem Holzweg (no pun intended) durch die grüne Ufervegetation, am Strand gibt es nur ein paar einfache Hütten, die als Schattenspender genutzt werden können. Heißt auch: Badesachen am Besten schon vorher anziehen. Ein Tipp, der für die meisten Ausflüge in und um Mérida nützlich ist. Bei den Temperaturen trocknet ohnehin alles wieder schnell. Am Nachmittag bietet sich ein Besuch des Ortes Rio Lagartos an und eine Bootsfahrt auf der Spur der Flamingos. Hier und auch andernorts hängt viel von der Motivation und Laune des Kapitäns bei der Suche ab. Wir hatten ein Riesenglück und sind sogar ausgestiegen, um vorsichtig zu einer Stelle zu wandern, von der wir die Flamingos beobachten konnten, ohne sie zu stören. Barfuß hatte das ganze noch mehr Abenteuercharakter, Schuhe wären aber auch keine Option gewesen bei dem Untergrund. Neben den Flamingos gibt es noch weitere Vögel zu beobachten: einen besonders großer Schwarm an Pelikanen auf der Isla de los Pájaros zum Beispiel. Weitere Stopps auf der Bootsfahrt sind die Mangroven und der Mangroven-Tunnel sowie verschiedene Aussichtspunkte, ein letzter Halt ist dem Maya-Bad gewidmet. Das ist eine Art Schlammmaske, direkt vom Strand, die man sich wunderbar auf den kompletten Körper und ins Gesicht schmieren und vor der Rückfahrt abwaschen kann. Anschließend bleibt noch Zeit für ein frühes Abendessen in Rio Lagartos. Immerhin dauert die Rückfahrt nach Mérida etwa drei Stunden. Wer eine Rundreise oder einen Aufenthalt in Holbox plant, für den kann Rio Lagartos ein guter Stopp auf dem Weg sein. Aber auch von Mérida aus würde ich Rio Lagartos trotz der langen Anfahrt auf jeden Fall als echtes Must-See einstufen.
Weltwunder besuchen
Zu Recht weit oben auf der Liste vieler Mexiko-Besucher:innen ist auch Chichén Itzá. Von Mérida aus braucht man bis zur eindrucksvollen Maya-Pyramide etwa 1,5 bis 2 Stunden. Gut kombinieren lässt sich das archäologische Juwel mit den Orten Valladolid oder Izamal sowie mit dem ein oder anderen Cenote in der Umgebung. Chichén Itzá ist eines der sieben Weltwunder und entsprechend beliebt. Hier ist es extrem wichtig, früh dran zu sein und das Aufstehen lohnt sich – wir waren um acht Uhr unter den Ersten, die das Gelände betreten durften und das war sehr beeindruckend! Achte bei den Touren also genau auf die Startzeit. Auf dem Gelände gibt es eine Menge zu sehen, besonders beeindruckend ist natürlich die große Pyramide selbst und das Pelota-Spielfeld, aber auch die vielen Details, auf die ein Guide entsprechend hinweisen und sie einordnen kann. Plane hier mindestens zwei (eher drei) Stunden vor Ort ein. Wir haben uns auch hier für eine Tour entschieden, mit der wir frühen Zugang, eine Führung über das Gelände und anschließend die Möglichkeit hatten, einen Cenote (Foto oben) und die gelbe Stadt Izamal zu besichtigen.
Die Straßen von Izamal gleichen einer Postkarten-Sammlung, ein Traum aus Gelb und Weiß. Angeblich sind die Gebäude seit einem Besuch des Papstes in den Farben des Vatikans gehalten. Ein kurzer Abstecher vom Dorf lohnt sich zu der mittlerweile verfallenen, aber dennoch eindrucksvollen Pyramide. Das ist kostenlos möglich und nach dem Aufstieg über die Stufen genießt man einen wunderschönen Blick auf Izamal und das Umland. Der Cenote, den wir auf unserer Tour besichtigt haben, war unter einem privaten Haus versteckt und über einige enge Stufen zu erreichen. Wir konnten bei der Familie Mittag essen und im Cenote schwimmen. Wirklich verrückt, wie sich direkt unter dem Garten mit Hühnern und Hunden einfach eine ganz andere Welt verbirgt. Insgesamt ein langer Tag, aber dank Tour und Fahrer sehr gut machbar und definitiv zu empfehlen ab Mérida.
Wer – wie ich – noch nicht genug von Flamingos hat oder nicht ganz so weit fahren möchte, für den ist ein Ausflug nach Celestun die richtige Wahl. Das geht wunderbar auch mit dem Leihwagen oder einem privaten Fahrer. Im Biosphärenreservat mietet man dann wieder ein Boot – und hofft auf Motivation und gute Laune des Kapitäns. Die beste Zeit, um die Flamingos zu beobachten ist von November bis März, aber auch außerhalb dieser Monate kann man Glück haben. Ein weiterer schöner Stopp auf der Bootstour ist die Süßwasserquelle, in der man schwimmen kann und natürlich generell die Landschaft, in der auch einige andere Tiere zu sehen sind. Wer nach dem Birdwatching noch Zeit und Lust hat, kann direkt an einem der Strände stoppen und den Nachmittag am Meer verbringen. Wir haben uns für Playa Sisal entschieden, es gibt aber einige weitere Optionen. Am besten vorab beim Fahrer oder in der Unterkunft erkundigen.
Du hast generell Lust auf einen faulen Strandtag zwischendurch? Auch das ist auf eigene Faust gut zu machen. Mit einem Uber kommt man kostengünstig und stressfrei von Mérida nach Puerto Progreso. Das dauert etwa 40 Minuten. Auf den ersten Blick sind der Strand und der Ort keine Schönheiten im Vergleich, aber dafür authentisch und auch von vielen Einheimischen besucht. Im April 2022 zierte schon etwas Street Art die Wände und auch die Strandpromenade scheint nach und nach „aufgehübscht“ zu werden.
Übernachten in Mérida
Wir sind im Hotel Santa Maria Mérida untergekommen. Lage, Preis und Personal waren super, der Rest sehr Basic, aber sauber. Wenn man fast nur draußen ist und keinen großen Wert auf eine besondere Ausstattung legt, absolut ausreichend und witzig bunt. Andere Hotels, die schön sein sollen, aber auch deutlich teurer, sind das Viva Merida, La Piazzetta oder Casa del Maya.
Ein kurzes Fazit
Für uns war Mérida eine ideale Base, um einmal anzukommen, alles im Zimmer zu lassen und Tag für Tag die Stadt und das Umland zu entdecken. Dabei hat man den Vorteil, abends meist rechtzeitig für Kulturprogramm und ein leckeres Abendessen in einem der zahlreichen Restaurants zurück zu sein. Alternativ kann natürlich auch ein Roadtrip eine Option sein. Eine mögliche Route wären dann die Fahrt von Mérida nach Las Coloradas, anschließend ein Aufenthalt in Valladolid und auf der Rückfahrt nach Mérida ein Abstecher nach Chichén Itzá und Izamal. Für uns aber war die bunte Kolonialstadt eine perfekte Anlaufstelle, die mit guter Laune, eigenwilligem Süßkram und authentischem Charme punktet. Wer Lust auf eine ausgewogene Mischung aus Städten, Strand und Natur hat, für den ist Mérida ein super Urlaubsziel. Bloß immer an ausreichend Sonnencreme, Hut und Trinkbares denken. Viel Spaß in Yucatans Hauptstadt!