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Morelia und Umgebung: Das Herz Michoacáns

Alle Wege führen… zur Kathedrale von Morelia. Und die Straßen sowie der beeindruckende Kirchenbau selbst erinnern wiederum durchaus an Rom. Kein Wunder, denn die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán in Zentralmexiko wurde bereits 1541 gegründet und diese lange Geschichte steht dem Stadtzentrum ziemlich gut.

Auch und gerade weil man außerhalb Mexikos selten von Morelia hört, lohnt sich ein Besuch. Die Stadt darf ihr historisches Zentrum UNESCO-Weltkulturerbe nennen und ist dank ihrer kompakten Größe ideal zu Fuß zu erkunden. Das ist auch gut, denn öffentlicher Nahverkehr ist nicht unbedingt eine Stärke der historischen Schönheit.

Ankommen und rumkommen

Von Mexiko-Stadt geht es in etwa 3,5 Stunden mit dem Auto nach Morelia. Die Autobahn ist kostenpflichtig, aber gut ausgebaut und auch vor Ort kann ein Auto eine gute Idee sein, wenn man sich keinen Touren anschließen möchte. Alternativ gibt es einen Flughafen etwas außerhalb der Stadt. Die beste Option ab Mexiko-Stadt ist ansonsten jedoch eindeutig der Bus: mit einer direkten Busverbindung (La Linea oder Autovias) dauert die Fahrt 3 bis 4 Stunden.

In Morelia selbst gibt es lediglich kleine Busse, die sogenannten Combis. Alternativ ist Uber eine gute Idee oder man lässt sich von der Unterkunft ein Taxi rufen. Für Ausflüge ins Umland bietet sich ein Auto oder eine organisierte Tour an. Innerhalb der Stadt ist vieles fußläufig gut erreichbar, also übernachte am besten im Zentrum.

Morelia im Überblick

  • Kathedrale
  • Aquädukt

  • Konservatorium & Jardin de las Rosas

  • Callejob del Romance
  • Casa de los Artesanos

  • Templo de San Diego (oder Santuario de Guadalupe)
  • Biblioteca Pública
  • Palacio Clavijero
  • Museo del Estado
  • Mercado de Dulces

Ausflüge ins Umland:

  • Monarchfalter schauen
  • Pátzcuaro & die Insel Janitzio besuchen
  • Ausgrabungen in Tzintzuntzan bestaunen
Verkleidete Person mit hölzerner Maske sitzt an steinerner Mauer Foto: Lisa Freudlsperger

Sehenswertes in der Innenstadt

Beginnen wir mit zwei absoluten Highlights und echten Blickfängen: der Kathedrale und dem Aquädukt. Die beiden Türme der Kathedrale messen jeweils fast 67 m und werden abends sehr spektakulär beleuchtet, die Kuppel ist von außen wie innen sehr sehenswert und der Eintritt kostenlos.

Das Aquädukt war mal unglaubliche 38 km lang, heute misst es noch 2 km und seine Bögen werden gegen Ende auf beiden Seiten immer niedriger, bis sie schließlich mit dem Boden verschmelzen. Insgesamt gibt es laut Internet 253, laut unserem Guide 258 solcher Bögen und es soll verliebten Paaren Glück bringen, sich unter jedem einzelnen dieser Bögen einen Kuss zu geben. Auch um die rasante Fertigstellung des Bauwerks ranken sich Legenden. Engel sollen geholfen haben, das Aquädukt fristgerecht abzuschließen. Vielleicht waren es aber einfach einige sehr lange Nachtschichten motivierter Arbeiter. Diese und andere Geschichten haben wir während der Free Tour der romantischen Ecken Morelias erfahren. Veranstalter ist Flor de Canela, deren Touren auf einem freiwilligen Trinkgeld basieren und wirklich spannend sind.

Häuserfronten und gerade Straße, an deren Ende große steinerne Kathedrale steht. Foto: Lisa Freudlsperger
Markant und imposant: Die Kathedrale von Morelia
Aquädukt von Morelia im Sonnenschein mit Bougainville Foto: Lisa Freudlsperger
Das Aquädukt zieht sich über 2 km durchs Zentrum.

Romantische Ecken

Auch auf eigene Faust lassen sich diese romantischen Ecken gut erkunden. Besonders schön sind das Konservatorium und der Jardin de las Rosas, wo zahlreiche Bars und Restaurants zum Verweilen einladen. Am Ende des kleinen Parks kannst du die paar Stufen nach oben steigen, um eine neue Perspektive auf die Straßen und eine Sitzgelegenheit in Gesellschaft von Studierenden, Lesenden und Verliebten zu finden.

Ein Ort, der die Romantik bereits im Namen trägt, ist der Callejon del Romance. Markiert durch ein großes Herz aus Metall, voll behängt mit Schlössern. Die Gasse selbst schmückt sich – wie viele Orte der Stadt – mit beeindruckenden Bougainville-Bäumen. Viele bleiben bereits hier hängen, knipsen ihre Fotos und laufen weiter. Aber es lohnt sich unbedingt, bis zum Ende der Gasse zu laufen. Hier ist weniger los, es warten ein hübscher kleiner Platz mit Brunnen und eine richtig coole Cocktailbar mit ebenso genialem Laden voll Deko und Schmuck schräg gegenüber.

Wenn du Kunsthandwerk liebst, darfst du außerdem die Casa de los Artesanos nicht verpassen. Das ist nicht nur ein cooler Markt, sondern auch das Gebäude an sich ist richtig spektakulär. Nur finden muss man ihn erst, denn dieser Markt und ein kleines Museum über Kunsthandwerk in Michoacán sind in der Kirche Templo de San Francisco versteckt. Eine dritte und für mich – neben der Kathedrale – die schönste Kirche ist das Santuario de Guadalupe oder auch Templo de San Diego genannt. Die Dekoration der Wände und Decken hier hat mich echt beeindruckt. Außerdem befindet sich nahe der Kirche das Aquädukt und eine gewaltigen Morelos-Skulptur sowie eine sehr fotogene Allee.

Blick in eine Allee mit hohen Laubbäumen und Lampen, die Körben ähneln Foto: Lisa Freudlsperger
Abendstimmung im Zentrum Morelias
Stufen und Bogen aus grauem Stein im Abendlicht Foto: Lisa Freudlsperger
Gasse mit steinernen Gebäuden bei Nacht und roter Bougainville Foto: Lisa Freudlsperger

Kultur für lau

Kostenlos reinschauen kannst du im Stadtzentrum in die architektonisch sehr hübsche Biblioteca Pública Universitaria y Fondo Antiguo. Direkt ums Eck findest du den Palacio Clavijero. Auch hier kannst du zu den Öffnungszeiten das Gebäude und den Innenhof bewundern sowie wechselnde Kunst- und Fotografieausstellungen im Inneren besuchen. Ein drittes kostenloses Highlight für mich war das Museo del Estado, ein kleines aber interessantes Museum, in dem mir vor allem die nachgebaute Apotheke im Eingang gefallen hat sowie die Maskensammlung und Fotoserien im ersten Stock des Gebäudes. Am Eingang musst du dich kurz registrieren mit Name und Nationalität, dann kannst du einfach hinein spazieren.

Du bist an einem Samstag in Morelia? Dann verpass nicht das Feuerwerk ab 20:45 Uhr direkt an der Kathedrale. Bisschen verrückt, aber wahr: Es findet jeden Samstag statt und parallel zum Feuerwerk werden die beiden Türme der Kathedrale Stück für Stück beleuchtet. Um die Uhrzeit ist die Innenstadt vor allem am Wochenende gut besucht und unter die Menschen mit Ballons und Kameras mischen sich auch eine Menge verkleidete Leute – teils mit auffallend weiten Röcken. Sie machen Werbung für alle möglichen Grusel- und Geistertouren. Unsere Wahl fiel auf die historische Tram, die Tranvias Kuanari. Sieht aus wie eine Tram, ist aber ein Bus und rumpelt gut eineinhalb Stunden durch die Straßen des Zentrums. An den wichtigsten Stationen steigen alle aus, um den Legenden der Stadt an ihren Schauplätzen zu lauschen. Kostenpunkt sind rund 10 (gut investierte) Euro pro Person.

Innenhof mit Brunnen aus hellem Stein Foto: Lisa Freudlsperger
Blick in den Innenhof des Palacio Clavijero
Taube mit hellem Steingebäude im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Stadtbewohnerin mit Flügeln im Palacio
Bunt bemalte Maske mit Hörnern in einem Museum Foto: Lisa Freudlsperger
Maskensammlung im Museo del Estado
Feuerwerk vor den Türmen der Kathedrale von Morelia Foto: Lisa Freudlsperger

Schlemmen a la Moreliana

Eigentlich fast als Sehenswürdigkeit mit einzuordnen ist der Mercado de Dulces: Neben Süßkram gibt es hier auch Dekoration, Schmuck und Taschen. Im Fokus stehen aber die Süßigkeiten und du solltest unbedingt die ein oder andere probieren. Besonders typisch ist Ate aus verschiedenen Früchten, das mit Käse gemeinsam als Snack gegessen wird. Tolle Kombi aus süß und salzig! Außerdem bekannt und lecker sind die „Pedos de Monja“, eine Süßigkeit aus Schokolade, deren Name angeblich auf einen Schreibfehler zurückgeht. Und die Cocadas, eine klebrige Süßigkeit aus Kokos, schmecken sehr gut. Zwei herzhafte Snacks, die ich in Morelia empfehlen kann, sind die Uchepos und die Corundas, die es in unterschiedlichen Varianten vor allem auf Märkten zu kaufen gibt. Uchepos bestehen aus süßem Mais, Corundas aus einer Art Maisbrei, eingewickelt in ein langes Blatt und meist in Dreieckform.

Restaurants in Morelia

Neben den Märkten waren wir dank Begleitung zweier Foodies auch in diversen Restaurants in Morelia. Meine Highlights habe ich der Übersichtlichkeit halber als Liste aufbereitet:

  • Il Monasterio: gutes Essen und schönes Interieur, vor allem waren wir aber wegen der Live-Musik hier. Gespielt wird Trova, eine Musikrichtung, die ursprünglich aus Kuba kommt, nach Ballade klingt und meist nicht mehr als einen Mann (seltener eine Frau) und eine Gitarre braucht.

  • Il Forno: italienisches Restaurant mit mexikanischem Einschlag, etwas kostspieliger, sehr schönes Zusammenspiel aus Garten und Gebäude

  • Santomate: auch hier trifft Italien auf Mexiko, das Ergebnis sind sehr leckere Speisen

  • San Miguelito: optisch der Wahnsinn, man sitzt inmitten einer stilvoll arrangierten Explosion aus mexikanischem Kunsthandwerk, serviert wird mexikanisches Essen mit ausreichend vegetarischen Optionen, die Preise sind gehoben

  • Funky Monkey: lecker Cocktails und Pizzen etwas abseits des Zentrums

  • Chango Restaurante: Bisschen düster auf den ersten Blick, aber sehr stilvoll und die Nachspeisen sind ein Traum, ebenso der Ausblick von der Terrasse im ersten Stockwerk

  • La Plazuela: ein kubanisches Restaurant direkt gegenüber vom Chango, hier kann man lecker essen und trinken, vegetarische Optionen gibt es etwas weniger im Vergleich

  • Xaneque Cocktail Room: wie aus einem Film und sehr praktisch im Callejon del Romance gelegen ist diese kleine Cocktailbar mit großer, exotischer Auswahl. Sehr empfehlen kann ich Hawaiian Popcorn im Pandabecher. Mega lecker und ich habe noch nie etwas Vergleichbares getrunken.

Kirchturm und Steinbögen historischer Stadt Foto: Lisa Freudlsperger
Fotogenes Convento Monjas Dominicas
Fischer auf dem See von Pátzcuaro. Foto: Lisa Freudlsperger
Fischer auf dem See von Pátzcuaro

Ideen für Ausflüge

Wer Zeit hat, kann Morelia wunderbar als Ausgangspunkt für Ausflüge ins Umland nutzen. Ein absolutes Highlight für alle, die zwischen November und März da sind, ist ein Besuch der Monarchfalter in einem der verschiedenen Santuarios. Der beste Monat dafür ist der Februar und bei einer Anreise aus Mexiko-Stadt kannst du auf der Hin- oder Rückfahrt wunderbar einen Stopp einlegen am El Rosario beispielsweise. Zwei weitere Santuarrios sind La Reserva de la Biosfera Mariposa Monarca oder auch Sierra Chincua.

Ganzjährig einen Besuch wert und mein absoluter Favorit ist die kleine Stadt Pátzcuaro und die Insel Janitzio im See von Pátzcuaro. Boote bringen Touristen auf die kleine Insel, auf der zu beinah jeder Tageszeit maskierte Tänzerinnen und Tänzer den „Tanz der Alten“ aufführen, während auf der Überfahrt Fischer mit ihren Netzen die Flügelschläge von Schmetterlingen interpretieren. Auf der Insel selbst strebt alles dem Aussichtspunkt zu, es gibt eine Unmenge an Läden und wirklich schöne Friedhöfe. So komisch das klingen mag. Speziell rund um den Dia de Muertos hat sich die kleine Insel zu einer richtigen Pilgerstätte entwickelt. In Pátzcuaro selbst bleiben die rot-weißen Häuser und kopfsteingepflasterten Straßen im Gedächtnis, es gibt viele gute Restaurants und – erneut – extrem viele tolle Läden mit exzellentem Kunsthandwerk. Besonders sehenswert sind das Haus der elf Innenhöfen (Casa de los Once Patios) sowie das Convento Monjas Dominicas.

Kirche und Häuser mit roten Dächern am Ufer eines Sees Foto: Lisa Freudlsperger
Blick über die Insel Janitzio und den See von Pátzcuaro.
Straße mit rot-weißen Gebäuden Foto: Lisa Freudlsperger
Im Zentrum von Pátzcuaro sind alle Gebäude in Rot und Weiß gehalten.
Ausgrabungsstätte: rundliche Konstruktion aus Stein, trockene Umgebung, blauer Himmel Foto: Lisa Freudlsperger
Die Yácatas waren das religiöse Zentrum des Ortes Tzintzuntzan.

Ähnlich wie Pátzcuaro rund 50 km von Morelia entfernt liegt auch Tzintzuntzan, ein Dorf mit gleichnamiger historischer Ausgrabungsstätte. Der Name bedeutet Ort der Kolibris und mit etwas Glück kann man die Vögel hier auch entdecken. Gegründet wurde die prähispanische Stadt von den Purépecha. Heute kannst du die Yácatas besichtigen, das religiöse Zentrum des Ortes, bestehend aus fünf Tempeln. Auffallend ist deren runde Form. Früher sollen hier zwischen dem See von Pátzcuaro und den Bergen rund 30.000 Menschen gelebt haben. Ein kleines Museum erzählt die Geschichte des Ortes.

Andere Ausflugsziele, die wir noch nicht erkundet haben, ich aber mal vorsorglich auf meine Liste geschrieben habe, sind die Stadt Uruapan inklusive Wasserfall Tzararacua und städtischem Nationalpark Eduardo Ruiz, sowie die Stadt Santa Clara del Cobre, und der Vulkan Paricutín. Auf dem Weg dorthin kann man theoretische auch im Dorf Paracho vorbeischauen, das berühmt für seine Gitarren ist. Und ein letzter Ort, der interessant sein könnte, ist das Weihnachts- und Bergbaudorf Tlalpujahua.

Fazit

Außerhalb Mexikos ist Morelia noch recht unbekannt und das, obwohl es hier eine Menge Kultur und Geschichte zu entdecken gibt, eine Vielzahl romantischer Ecken, jede Menge leckere Restaurants und originelle Läden. Und auch der Bundesstaat Michoacán bietet theoretisch eine Fülle an „magischen Dörfern“, Kunsthandwerk, Natur und Küste. Schade nur, dass die Region nicht so sicher ist und sich die Lage speziell in den eher ruralen Gegenden schnell ändern kann. In Morelia und auch rund um Pátzcuaro ist man tendenziell sicher unterwegs. Nachtfahrten sind aber zu vermeiden und bezüglich der umliegenden Dörfer und Straßen macht man sich am besten bei Einheimischen schlau, wie die aktuelle Lage ist. Für Events wie K’uínchekua Mitte März, das jeweils erst abends stattfindet, kann es durchaus sinnvoll sein, sich einer Tour anzuschließen, statt auf eigene Faust zu fahren. Ein gewisses Maß an Umsicht ist geboten, soll aber nicht davon abhalten, diese spektakuläre Stadt und ihr Umland zu erkunden.

Weiße Kirchenkuppel, Laternen als Schatten auf der linken Seite, blauer Himmel Foto: Lisa Freudlsperger
Kirche aus Stein in Abenddämmerung, bunte Stoffstreifen schmücken den Platz davor Foto: Lisa Freudlsperger

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