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Vier Tage Osttirol: Das andere Tirol

  • Beitrags-Kategorie:Berge / Europa

Südtirol kennt jede und jeder, aber hast du schon mal von Osttirol gehört? Diese Region liegt im Südwesten Österreichs und war für uns ein perfektes spontanes Reiseziel im Herbst, genauer gesagt: Ende Oktober. Eine gute Mischung aus Wandern und Wellness und ein bisschen amerikanischer Tourismus auf der Heimfahrt in Richtung München. Das waren viereinhalb Tage Osttirol.

Ankommen & rumkommen

Zu dieser Rubrik kann ich in dem Fall ehrlicherweise nicht so viel beitragen, aber: speziell nach Ende der Sommersaison ist ein Auto wirklich praktisch und in Lienz war auch die Parkplatzsituation recht entspannt. Immer ein wichtiges Argument für mich. Außerdem kannst du dir so Zeit lassen. Wir haben auf der theoretisch nur gut dreistündigen Fahrt zweimal in Österreich an zwei besonders hübschen Pausenplätzen gehalten, einmal direkt an einem Aussichtspunkt, einmal spontan an einem kleinen See.

Breiter Fluss mit Laubbäumen und Bergen im Hintergrund

Unsere Base: Lienz

Am Nachmittag des ersten Tages konnten wir trotz etwas längerer Anreise noch entspannt die Stadt erkunden und im Gasthaus Adlerstüberl direkt am Marktplatz ein besonderes Gericht probieren: die Schlipfkrapfen. Diese kulinarische Spezialität Osttirols sind mit Kartoffeln, Kräutern und manchmal auch mit Käse gefüllte Teigtaschen. Serviert mit brauner Butter, Schnittlauch und optional mit Parmesan. Unbedingt probieren, sehr lecker! Italienische und Osttiroler Gerichte gibt es im Restaurant La Taverna. Schönes Ambiente und auch die Weine und Liköre sind zu empfehlen.

Nahaufnahme von Teigtaschen mit brauner Butter auf einem weißen Teller
Bewachsene Stadmauer und Turm am Ende der Straße

Lienz wirkt fast ein bisschen wie eine Kleinstadt in Norditalien, bunt und überschaubar groß. Ende Oktober gab es bereits Glühwein und auf den Straßen war was los. Für einen Spaziergang durch die Kleinstadt und am Fluss entlang reicht ein halber Tag. Am ein oder anderen Haus bröckelt der Putz, aber fotogen sind wirklich viele Ecken der Stadt. Es lohnt sich also auch fernab des Marktplatzes ein bisschen weiter in die Straßen zu spazieren. Direkt am Fluss bieten sich auch immer wieder schöne Fotomotive: die Spiegelung der herbstlichen Farben, die umliegenden Berge und das ein oder andere Bauernhaus mit Obstwiese.

Hoteltipp in Lienz

Etwas schicker als sonst übernachteten wir im Vergeiner´s Hotel Traube direkt im Zentrum von Lienz. Preislich außerhalb der Hauptsaison ein gutes Angebot für vier Nächte mit Frühstück und – Achtung Hauptargument! – die Nutzung des Wellnessbereichs und Schwimmbads war inklusive. Massagen können zusätzlich ganz unkompliziert im Hotel gebucht werden. Wenn es im Herbst oder Winter schon früh dunkel wird und generell war das abends nach einem Wandertag ein echt schöner Ausgleich. Einmal haben wir es sogar vor Einbruch der Dunkelheit geschafft und konnten von der Sauna aus auf die Berge ringsum schauen, am letzten Morgen hab ich im Schwimmbad noch den Sonnenaufgang mitgenommen. So ganz alleine fühlte sich das direkt exklusiv an. Bestimmt genauso, aber eben anders romantisch und etwas abgeschiedener übernachtet es sich in einer der Hütten oder Bauernhöfe in der näheren Umgebung. Für uns war die Stadt aber praktisch, da wir abends einfach zu Fuß zum Abendessen spazieren konnten und wir echt Lust auf ein bisschen Wellness hatten.

Ausblick vom Zimmer uf einen Platz mit Schlösschen, bunte Häuser und Berge
Ausblick vom Zimmer
Schimmbad mit Liegen und Glasfront, dahinter Berge
Schwimmbad mit Bergblick

Ausflüge in die Umgebung

Die folgenden Ausflüge waren mit dem Auto alle wirklich gut als Tagesausflüge umzusetzen, davor kannst du in Ruhe frühstücken, danach ein bisschen ins Spa oder in der Stadt bummeln.

Wir starteten am Dienstag mit einer Wanderung zur Sternalm. Das geht sogar einfach zu Fuß oder bis Ende Oktober per Bergbahn ab Lienz. Der Weg führt über die Moosalm, vorbei an fotogenen Kühen und bis zum Taxermoos Teich. Der Name klingt unspektakulär, tatsächlich aber hatten wir mit Herbstlaub, blauem Himmel und den Spiegelungen im Teich hier mit die schönsten Anblicke. Für alle, die sich gegen die Seilbahn entscheiden, auch ein guter Stopp für eine kurze Pause. Weiter liefen wir dann zur Sternalm, durch Wälder und vorbei an einem alten, aber weiter fotogenen Skilift. An der Alm selbst war Ende Oktober nur noch ein Kühlschrank zur Selbstbedienung mit Kasse aber dank Sonne ließ es sich auch draußen auf der Terrasse mit einem Radler super pausieren. Zurück sind wir dann bis zur Bergstation des Coasters der Lienzer Bergbahnen gelaufen und nach unten gefahren. War schneller und aufregender als ich ehrlicherweise vermutet hatte. Also auf jeden Fall ein guter Abschluss und Tipp, solange die Bergbahnen geöffnet sind. Ende Oktober startet die Winterpause, wir hatten den letzten Tag der Berg- und Talfahrten ausgenutzt. Aber auch komplett zu Fuß ist es eine schöne und relativ entspannte Wanderung.

See mit Spiegelung der herbstlichen Bäume und Berge Foto: Lisa Freudlsperger
Der Taxermoos Teich in ganzer Schönheit
Skilift mit gelben Sitzen vor Bergpanorama Foto: Lisa Freudlsperger
Ausblick auf den letzten Metern zur Sternalm
Coaster am Berg
Mit dem Coaster geht es die letzten Höhenmeter nach unten.

Talschluss Innergschlöß

Am Mittwoch wartete das Highlight der Woche auf uns: der Talschluss Innergeschlöß. Da mittlerweile November war, fuhr zwar kein Bus mehr, aber wir konnten recht entspannt am Alpengasthof Matreier Tauernhaus einen Parkplatz finden. Theoretisch kann man dort auch übernachten. Von hier bis zum Beginn des Gletscherwegs sind es lediglich 200 Höhenmeter aber doch zwei Stunden. Für den Gletscherweg selbst werden rund vier Stunden veranschlagt und zurück nochmal zwei Stunden. Entsprechend früh machten wir uns auf den Weg – für alle Fälle. Bereits die zweistündige Wanderung durchs Tal begeisterte uns: Wasserfälle, kleine Flussläufe, der Blick auf den verschneiten Gipfel des Großvenediger und vor allem: jede Menge orangefarbene Lärchen. Ein Traum!

Holzhäuser im Vordergrund, verschneiter Berg und grünes Tal im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Grünes Tal mit Bachlauf und Bergen im HIntergrund Foto: Lisa Freudlsperger

Ebenfalls sehenswert sind die Felsenkapelle und natürlich die Ansammlung an Häusern fast am Ende des Weges. Weiter zum Gletscher solltest du allerdings nur, wenn der Weg noch eisfrei ist oder du entsprechend ausgerüstet bist. Über den Nationalparkservice lassen sich auch Touren mit den Rangern buchen. Da wir nur normale Wanderschuhe, aber keine Grödel dabei hatten, sind wir umgekehrt, als die ersten eisigen Stellen auf dem Weg zu sehen waren. Aber auch ohne Gletscherweg lohnt sich die Anfahrt unbedingt für diese super schöne Wanderung – speziell im Herbst.

Bachlauf mit orangefarbenen Lärchen und verschneitem Berg im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Zwei Wasserfälle in den Bergen Foto: Lisa Freudlsperger

Karlsbader Hütte

Mehr Höhenmeter und noch mehr orangefarbene Lärchen erwarteten uns am Donnerstag, bei der Wanderung zur Karlsbader Hütte. Ja, auch diese Hütte war im November bereits geschlossen, aber die Wanderung jede Anstrengung wert. Immerhin hast du von hier oben einen fantastischen Fernblick auf die Lienzer Dolomiten und auch der gefrorene See direkt „hinter“ der Hütte will umrundet werden. Die Wanderung beginnt am Parkplatz nahe der Dolomitenhütte. Den erreichst du mit dem Auto von Lienz durch Tristach und dann über die kurvige Dolomitenstraße, für die eine Maut von 9 Euro pro PKW zu bezahlen ist. Gute 7 km geht es über die Straße bis auf 1.600 Meter hoch. Der weitere Anstieg ist trotzdem nicht ohne, es sind rund 650 Höhenmeter zu überwinden. Technisch bleibt es recht einfach für alle, die (wie wir) auf dem breiten Wanderweg bleiben und keinen Umweg über den Klettersteig machen. Die Hütte sieht man schon recht früh, sie steht wirklich imposant mitten zwischen den Felsen. Ob geöffnet oder geschlossen: Einmal angekommen, bietet sich die Terrasse auf jeden Fall für eine Pause mit grandiosem Ausblick an. Vor dem Abstieg dann noch einmal um den Laserzsee wandern. Das dauert eine gute halbe Stunde und ermöglicht ganz neue Perspektiven mit tollen Spiegelungen der Bergwelt und Hütte im Wasser. Oder auf die Eisfläche in unserem Fall – auch das war sehr hübsch. Highlight im Herbst sind die vielen Lärchen auf dem Weg! Ein Meer aus Orange. Vor unserer Rückfahrt nach Lienz sind wir in der Dolomitenhütte eingekehrt für ein frühes Abendessen mit Schlitzkrapfen und bestem Ausblick.

Frau sitzt in den Bergen an einem gefroreren See, Sonne scheint Foto: Arturo García Romano
Auch gefroren ist der Laserzsee wunderschön
Ausblick über orangefarbene Lärchenbäume auf Bergpanorama Foto: Lisa Freudlsperger
Auf halber Strecke zur Karlsbader Hütte
Bergpanorama und Wanderweg auf dem ein Mann mit Rucksack läuft Foto: Lisa Freudlsperger
Das Ziel im Auge: die Karlsbader Hütte

Großglockner Hochalpenstraße

Nach einer Runde Schwimmen und dem Abschied vom Hotel stand unsere Rückfahrt im Zeichen des „amerikanischen Tourismus“. Eine besondere Art, den Urlaub abzuschließen für alle, die sich wieder auf den Weg in Richtung Norden machen, ist die Rückfahrt über die 48 km lange, kostenpflichtige Großglockner Hochalpenstraße. Geöffnet ist die Panoramastraße je nach Witterung von Anfang Mai bis Anfang November. Um sie befahren zu dürfen, kauft man sein Ticket direkt am Schalter oder online. Mittlerweile kostet das Tagesticket für PKW stolze 43 Euro, für E-Autos 35,50 Euro (Stand: Oktober 2024). Fürs Motorrad sind es 33 Euro. Im Auto immerhin geteilt durch alle Mitfahrenden. Ob es sich lohnt? Ich würde sagen: Ja! Die Route ist ziemlich spektakulär und auch mit weniger PS-starken Autos schaffbar. Nur: ausreichend Zeit mitnehmen und direkt am Anfang aufpassen und einmal links abbiegen in Richtung der Murmeltiere an der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Anschließend erst wieder zurück auf die „Hauptstraße“. Diesen Schlenker haben wir damals irgendwie verpasst und es erst später kapiert. Also nicht den gleichen Fehler machen, die Murmeltiere warten!

Panoramastraße mit Blick auf einzelnen Baum am Hang und Berg im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Bergpanorama im Rückspiegel eines Autos. Panoramastraße mit Blick auf einzelnen Baum am Hang und Berg im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger
Verschneite Berglandschaft mit gut befahrbarer Straße Panoramastraße mit Blick auf einzelnen Baum am Hang und Berg im Hintergrund Foto: Lisa Freudlsperger

Fazit

Osttirol punktet mit grandioser Natur fernab der Menschenmassen und speziell Lienz hat für uns die Tage noch ideal abgerundet mit seinen leckeren Restaurants und der Möglichkeit, abends von der Sauna aus auf die Berge zu schauen. Ein bisschen italienischer Flair in der Stadt und vielfältige Berglandschaften rund herum dazu ein Glühwein. Osttirol, ich hoffe auf ein Wiedersehen!

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