Berchtesgaden und der Königssee sind beliebt und bekannt. Entsprechend viel ist hier teilweise los. Das hat seinen Grund: die Gegend bietet einfach wahnsinnig schöne Natur und das auf überschaubar kleiner Fläche. Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit und speziell in der Nebensaison und außerhalb der Schulferien ist es durchaus möglich, einige Ausflugsziele und Wanderwege fast für sich zu haben.
Als Tagesausflug ab München ist Berchtesgaden sportlich, aber machbar und ich habe mich schon ab und an für einen Tag im Sommer ins Auto oder im Winter in den Zug gesetzt. Deutlich entschleunigter fand ich es allerdings, einmal für vier Tage im Februar zu bleiben und die Gegend rund um Ramsau mit Hund zu entdecken. Aus dieser Woche Draußenzeit mit Vierbeiner und den Tagesausflügen ohne Hund ist die folgende Ideensammlung entstanden.
Ein Tagesausflug im Sommer
Ein Klassiker im Frühling, Sommer und Herbst ist die Fahrt mit einem der Boote über den Königssee ab Schönau bis zur Endstation Salet. Unterwegs kannst du dem musikalischen Echo der Steilwände lauschen. Im Mittelpunkt steht bei diesem Tagesausflug der Wanderweg ab Salet. Von Mitte April bis Mitte Oktober legen die Schiffe hier an. Ab Salet kannst du am wunderschönen Obersee vorbei über die Fischunkelalm zum Röthbachfall laufen. Mit einer Fallhöhe von 470 Meter ist das der höchste Wasserfall Deutschlands. Zurück geht es auf dem gleichen Weg über etwa 8 km und entspannte 200 Höhenmeter insgesamt. Mit Fotostopps ergeben sich daraus ungefähr drei Stunden. So einfach der Weg und so traumhaft die Umgebung ist, so beliebt ist diese Tour. Es lohnt sich entsprechend unter der Woche, bei mäßiger Wettervorhersage (wie in unserem Fall) oder außerhalb der Ferienzeiten einen Tag dafür einzuplanen. In jedem Fall meiner Meinung nach eine der schönsten Touren der Region – mit und ohne Sonne. Auf der Rückfahrt in St. Bartholomä aussteigen, wenn du noch Zeit hast und das letzte Boot zurück nach Schönau schaffst. Dort kannst du dir die pittoreske Kirche aus der Nähe ansehen, herzhaft essen oder einen Kaffee trinken. Aber wichtig: immer auf die letzte Abfahrt achten!
… und einer im Winter
Durch wenige Höhenmeter zeichnet sich auch der Königsseer Fußweg aus, der ganz einfach mit den Öffentlichen erreichbar ist. Loslaufen kannst du direkt ab dem Bahnhof in Berchtesgaden vorbei an den Supermärkten – praktisch, um noch einen Stopp für eine Wegzehrung einzulegen. Danach spazierst du einfach an der Königsseer Ache entlang. Auf dem Weg zum See, bieten die umliegenden Berge, der Fluss selbst und die verschiedenen Ortschaften ein abwechslungsreiches Panorama. Vor allem im Winter ziemlich spektakulär sieht die Nasse Wand aus. Eine Steilwand, die sich bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mit jeder Menge Eiszapfen schmückt. Am Königssee angekommen kann ich den Abstecher zum Malerwinkel absolut empfehlen. Dafür brauchst du nochmal etwa 30 Minuten insgesamt. Zuzüglich Zeit für Fotos, Mittagspause oder einfach in die Gegend schauen natürlich. Zurück in Berchtesgaden bleibt idealerweise noch Zeit für ein Abendessen und den Blick zurück auf den Watzmann.
Wintertage in Ramsau
Die ersten beiden Touren lassen sich wunderbar auch mit Vierbeiner umsetzen. Lediglich beim Boot fahren nicht den Maulkorb vergessen, der ist laut Angaben auf der Webseite obligatorisch. In Ramsau war der Hundling im Fokus – beim ersten gemeinsamen Urlaub. Übernachtet haben wir in der Pension Haus Mühlgraben in der Graßlergasse 17 sehr kostengünstig und gut. Die Lage war super, der Bergblick vom Zimmer schön, Personal und Pensionswirt sehr entspannt, das Frühstück lecker und unser Zimmer groß und sauber. Parken konnte ich direkt vorm Haus. Zum nächsten Supermarkt oder Restaurant ist es ein längerer Fußmarsch bis Ramsau, einfacher ist es mit dem Auto.
Best of Ramsau
Am ersten ganzen Tag sind wir nach dem Frühstück relativ früh mit dem Auto direkt an den Hintersee gefahren. Auf dem kleinen Parkplatz vor dem Hotel Seeklause ist Parken mit Parkscheibe bis zu zwei Stunden kostenlos möglich. Genug Zeit, um den See einmal zu umrunden oder zum Zauberwald zu spazieren. Dazu später mehr. Die Runde um den See ist flach und bietet je nach Wetter tolle Spiegelungen. Nach guten eineinhalb Stunden waren wir zurück am Auto und aufgewärmt für den nächsten Programmpunkt. Von der Hängebrücke im Klausbachtal hatte ich bereits Bilder gesehen und dachte, der Weg dorthin würde den restlichen Tag ausfüllen. Tatsächlich hätte mir aber das Parkticket für vier Stunden gereicht, um es vom Parkplatz am Klausbachhaus bis zur Brücke und zurück zu schaffen. Der Ausgangspunkt der Wanderung am Klausbachhaus liegt in der Hirschbichlstraße 26. Ein Parkschein für 4 Stunden kostet dort 6 Euro, das Tagesticket 9 Euro (Stand 2024). Zahlbar ist das sogar mit Karte und praktischerweise gibt es direkt am Parkplatz eine kostenlose Toilette. Die Wanderung durchs Tal war wirklich beeindruckend, zudem größtenteils flach und einfach. Entlang des Weges warten verschiedene Schautafeln, die über die Tierwelt hier informieren. Das Klausbachtal wird auch das Tal der Adler genannt. Mit etwas Glück kannst du vielleicht einen der Greifvögel entdecken. Nach einer langen flachen Strecke, geht es gegen Ende des Tals langsam nach oben. Daran erkennst du, dass die Hängebrücke näher kommt. Technisch bleibt es aber einfach. Neben der fotogenen Hängebrücke selbst, ist auch der Blick nach unten und in die Umgebung spektakulär.
Früher zurück am Auto als erwartet, machten wir noch einen Abstecher zum Supermarkt nach Ramsau. Und da ein Schild in der Eingangstür auf eine überraschend lange Mittagspause verwies, nutzten wir die Wartezeit, um ein bisschen durchs Bergsteigerdorf zu spazieren. Von diversen Brücken im Ort lässt sich die Ramsauer Kirche und das Bergpanorama bestaunen und ablichten. Der bekannteste Fotospot trägt auch hier den Namen Malerwinkl. Trotz seiner Bekanntheit und der großen Besucherzahlen, ist Ramsau überraschend klein. Das Bergsteigerdorf hat nur 1.800 Einwohner. Parken kann man entlang der einen Hauptstraße mit Parkscheibe oder auf dem kostenpflichtigen Parkplatz. Nach unserer Runde durchs Dorf und einen Einkauf ging es für uns auf dem Rückweg zur Pension nochmal an den Hintersee. Dort waren wir abschließend im Zauberwald unterwegs. Etwa zwei Stunden reichten uns für die Runde durch den Wald, da sich langsam der Abend näherte und wir etwas schnelleren Schrittes unterwegs waren. Zeit für Schauen, Staunen und Schnüffeln blieb trotzdem. Im weichen orangefarbenen Abendlicht wurde die Landschaft ihrem Namen wirklich gerecht. Der Bergwald lässt sich übrigens auch in verschiedene andere Wanderungen integrieren oder ab Ramsau zu Fuß erkunden. Auch wenn dieser Tag etwas wild klingt, waren die Highlights des Tages gut und entspannt kombinierbar. Noch entspannter lassen sie sich allerdings auch ideal auf 1,5 Tage verteilen. Schritte hatten wir am Ende des Tages eine ganze Menge zusammen, die Höhenmeter blieben sehr überschaubar. Zum Abschluss gönnte ich mir noch ein Abendessen im Gasthaus Seeklause: eine leckere Portion Käsespätzle mit Blick auf den See zum Sonnenuntergang. Hunde dürfen mit ins Restaurant und die großen Tische bieten eine gute Rückzugsmöglichkeit für ein wohlverdientes Nickerchen.
Hoch hinaus: die Archenkanzel
Am folgenden Tag warteten deutlich mehr Höhenmeter auf uns. Das ehrgeizige Ziel: die Archenkanzel. Als Ausgangspunkt wählte ich den Parkplatz Hammerstiel am Ende der Hammerstielsztraße in der Gemeinde Schönau am Königssee. Gute Entscheidung, denn der Parkplatz ist günstig und man legt bereits einige Höhenmeter mit dem Auto zurück. Zahlt sich aus, denn der Anstieg zum Grünstein ist relativ steil. Dabei führt der Weg eigentlich nur durch den Wald, ist entsprechend schattig und kühl. Der erste Ausblick an der Grünsteinhütte ist dafür umso spektakulärer: hinunter zum Königssee und auf die umliegende Bergwelt. Noch ein Stück höher wartet der Gipfel des Grünstein. Von der Hütte ist das ein Anstieg von weiteren 15 bis 20 Minuten. Eine kurze Zeit, die durch fantastische Fernblicke belohnt wird. Perfekter Ort auch für eine mitgebrachte Brotzeit, wenn im Winter die Grünsteinhütte nicht bewirtschaftet ist. Zurück an der Hütte zeigt das bevorstehende Höhenprofil zwar noch einige Kilometer, aber im Verhältnis wenige Höhenmeter. Das schlimmste in puncto Anstieg ist geschafft. Zeit brauchst du aber trotzdem noch für den weiteren Weg. Folge zunächst der Beschilderung zur Kührointalm, die du nach etwa einer Stunde erreichen solltest. Gut aufpassen und hier auf den schmalen Wegen bleiben statt auf auf die Forststraße abzubiegen. Und dabei konzentriert bleiben. Die Wege sind eng und der ein oder andere Stein nass und rutschig. Wenn der Wald sich dann öffnet, wird der Wanderweg wieder breiter und an der Kührointalm fehlen dir nur noch 30 Minuten bis zur Archenkanzel. Auf 1.346 m genießt du von hier aus einen traumhaften Blick auf den Königssee in seinen Blau- und Grüntönen sowie auf die Kirchtürme von St. Bartholomä. Je nach Sichtverhältnissen kannst du auch einen Blick aufs steinerne Meer werfen. Zurück zum Parkplatz gehst du anschließend erneut über die Kührointalm, links von der Alm über einen breiteren Weg nach unten. Das dauert noch etwa zwei Stunden, zwischendurch stehenbleiben und zurückschauen ist dennoch eine gute Idee. Die Berggipfel bieten einen tollen Anblick. Insgesamt ist die Tour zur Archenkanzel eine fordernde, aber machbare und echt lohnende Herausforderung. Plane am besten sieben Stunden mit Pausen ein und brich im Winter spätestens gegen 9 Uhr auf.
Sonne und Salz
Am letzten, für uns halben Tag, sind wir recht spontan und bei schönstem Sonnenschein den Ramsauer Soleleitungsweg gelaufen. Wir starteten unseren Spaziergang am kostenlosen Parkplatz am Berggasthof Zipfhäusl – ganz in der Nähe unserer Pension. Hieß für Hund und mich: kaum Höhenmeter, aber trotzdem geniale Ausblicke. Am Anfang der Tour siehst du dabei auch Ramsau von oben. Wir laufen an diesem Tag nur bis zum Söldenköpfl, der komplette Weg führt vom Oberwirt bis Engedey, dauert drei Stunden und umfasst einige Höhenmeter mehr. Wenn du dich entscheidest, den Weg zum Ende zu laufen, kannst du entweder die drei Stunden wieder zurücklaufen oder einen Bus nehmen. Prüfe vorher entsprechend die Zeiten und Optionen. Übrigens verdankt der Soleleitungsweg den Namen seiner Historie: bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier die Sole (salzhaltiges Wasser) transportiert. Einige Relikte, Tafeln und ein Tunnel erzählen Interessierten mehr über die Geschichte der Sole und des Weges. Auch hier lohnt es sich, früh dran zu sein: ab Mittag war sehr viel mehr los als noch gegen 9 Uhr. Außerdem wichtig: Scheint die Sonne, dann reicht eine dünne Jacke für die Wegabschnitte im Wald. Dazwischen wechseln sich schöne Blicke ins Tal und auf die Berge ab mit Terrassen, die zum Mittagessen einladen.
Mit oder ohne Hund die Gegend rund um Ramsau und Berchtesgaden bietet traumhafte Natur und Wanderungen für verschiedene Fitnesslevel, aber auch eine spannende Auswahl anderer Outdoor-Aktivitäten. Wie wäre es mit einer Canyoning-Tour für Einsteiger oder einem Rafting-Abenteuer? Oder warst du schon mal in der Ecke und hast einen ganz anderen Tipp? Ich erweitere meine Sammlung gerne.